10 Jahre Peer-Arbeit in der UPD
Peer-Arbeit gilt als ein wichtiger Treiber für genesungsorientierte psychiatrische Dienstleistungen. Die UPD war Pionierin auf diesem Gebiet und hat bereits vor 10 Jahren die erste Peer-Mitarbeiterin angestellt.
Seit nun mehr 10 Jahren ist das Thema Personal Recovery auch in der Schweizer Psychiatrie angekommen. Recovery wiederspiegelt die Idee eines Genesungsprozess, der sich an den Zielen der Person, an Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit orientiert. Für psychiatrische Dienstleistungen stellt sich die Frage wie dieser Prozess unterstützt werden kann. Dabei spielen Peer-Mitarbeitende eine wichtige Rolle.
Peer-Mitarbeitende - auch Genesungsbegleitende genannt - sind Menschen mit eigener Erfahrung mit psychischen Krisen, Krankheiten sowie Genesung. In einer Weiterbildung (Verein EX-IN Schweiz, Pro Mente Sana) werden sie dazu befähigt, diese Erfahrung als Expertise zu nutzen - für andere Betroffene, aber auch für die Weiterentwicklung von psychiatrischen Dienstleistungen.
Die UPD war massgeblich mitbeteiligt an der Entwicklung und Etablierung der EX-IN Weiterbildung in der Schweiz. Zudem wurde im Jahre 2009 die erste Peer-Mitarbeiterin auf einer psychiatrischen Akutstation angestellt. Das entsprechende Konzept eines Recovery-Gruppenangebots wurde 2010 mit dem Berner Pflegepreis ausgezeichnet.
Mittlerweile sind im Zentrum für psychiatrische Rehabilitation ZPR und der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UPD 14 Peer-Mitarbeitende mit einem Beschäftigungsgrad von
20-60 Prozent angestellt. Sie bilden eine noch kleine, neue «Berufsgruppe» und bringen sich täglich auf Stationen, Wohngemeinschaften, Tageskliniken, Wohnbegleitung zu Hause, Ambulatorien u.a in die Behandlung und Pflege der Patientinnen und Patienten ein, um deren Genesungs-Prozess zu unterstützen.
Im Herbst 2019 ist der erste Artikel der 2017 von der Pflegeforschung der UPD initiierten nationalen Umfrage zu Peer-Arbeit erschienen und zeigt, dass inzwischen ca. 125 Peer-Mitarbeitende mit einer EX-IN-Qualifizierung arbeiten, sie ihre Arbeit als sinnstiftend erleben und diese mit einer hohen Zufriedenheit bewerten. Ein Grossteil der Peer-Mitarbeitenden arbeitet im 1:1-Kontakt mit den Klienten und betätigt sich in der Weiterbildung. Einsätze in Forschung und Politik sind hingegen noch eher selten.
Recovery College Bern - Bildungsangebot zu den Themen psychische Gesundheit, psychische Erschütterungen und persönliche Entwicklung
Das Recovery College Bern (RCB) ist seit Herbst 2019 ein Bildungsangebot der UPD für Menschen, die sich zu Themen der psychischen Gesundheit und autonomen Lebensgestaltung weiterbilden möchten. Es richtet sich sowohl an Menschen mit eigenen Krankheits- und Genesungserfahrungen, Angehörige, Fachpersonen und weitere Interessierte.
Die angebotenen Kurse, Seminare und Workshops des RCB werden gemeinsam von Personen mit eigenen Krankheits- und Genesungserfahrungen und Personen mit Berufserfahrung im Fachbereich der psychischen Gesundheit entwickelt und geleitet. Der Austausch über Erfahrungen und Wissen aus verschiedensten Perspektiven ist dem Team wichtig. Vielstimmigkeit prägt die Lehr- und Lernatmosphären im RCB.