Kooperation schliesst Versorgungslücke im Berner Oberland

Eiger, Mönch und Jungfrau
Eiger, Mönch und Jungfrau

Mit dem Anliegen, die rasche Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess frühzeitig zu fördern, gelangte Thomas Ihde, Chefarzt Psychiatrie der Spitäler Frutigen Meiringen Interlaken (fmi), Anfang 2016 an das Job Coach Placement (JCP) der UPD.

Durch die Zusammenarbeit sollten künftig drohende Versorgungslücken im Hinblick auf die Integration in den Arbeitsprozess aufgefangen werden. Dies beispielsweise nach einem Klinikaufenthalt, bei Arbeitsunfähigkeit mit Kranken- oder Unfalltaggelder, bei laufendem IV- Anmeldeverfahren oder bei drohendem Stellenverlust wegen regelmässigen Krankheitsabsenzen. Aber auch stellenlosen Patienten der Psychiatrischen Dienste würde mit dem individuellen Angebot des JCP eine Perspektive eröffnet werden.

Kurz darauf startete ein dreijähriges Projekt «JCP BeO», das im Mai 2019 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die Zusammenarbeit hat in eindrücklicher Weise gezeigt, dass durch die frühe Intervention eines Job Coaches die nachhaltige und rasche Eingliederung gefördert wird.
Folgende Erfolgsfaktoren zeichnen das neue Angebot aus:

  • Bürostandort in Spiez in im Regionalen Kompetenzzentrum Berner Oberland der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der UPD an der Seestrasse 30 in Spiez und damit die rasche Erreichbarkeit im Berner Oberland
  • Individuell angepasste Interventionen mit dem Fokus Arbeit
  • Regelmässiger Austausch zwischen dem Teilnehmenden, Psychiater/Therapeuten und dem Job Coach
  • Vernetzte Unterstützung, auch in Sozialversicherungsfragen
  • Frühe Kooperation mit den unterschiedlichen Sozialversicherungen
  • Stundenweiser Arbeitseinstieg in angepasster Tätigkeit
  • Erfolgserlebnisse statt Frust am Arbeitsplatz

Nicht zu unterschätzen sind dabei auch die Hilfestellungen, die das JCP BeO für Arbeitgebende bieten kann. Oft kennen sich die Verantwortlichen von KMU im „Sozialversicherungsdschungel“ nicht aus. Eine psychische Erkrankung verunsichert und nicht selten fühlt sich ein Arbeitgeber alleine gelassen. Ein Job Coach kann das mit seinen Fachkompetenzen unterstützen.

Durch die Zusammenarbeit mit Kranken- oder Unfalltaggeldversicherungen, der IV-Stellen Bern und Thun, regionalen Sozialdiensten und punktuell auch mit der Arbeitslosenversicherung, können frühzeitig spezifische Massnahmen eingeleitet werden. Idealerweise begleitet derselbe Job Coach den gesamten Eingliederungsprozess. Für die Teilnehmenden heisst das, dass sie sich nicht wiederholt an eine neue Ansprechperson wenden müssen. Zugleich kann die für eine gute Zusammenarbeit zentrale Vertrauensbeziehung gefestigt werden. Für die Sozialversicherungen entfällt die Gefahr des Wissensverlusts bei Fallübergabe und der administrative Aufwand wird deutlich minimiert. Der Eingliederungsprozess wird so verkürzt und die Sozialversicherungen sparen Kosten.

Thomas Ihde,  Chefarzt, Spitäler fmi
Thomas Ihde, Chefarzt, Spitäler fmi

Mit der Zusammenarbeit zwischen den Psychiatrischen Diensten fmi und dem Job Coach Placement der UPD übernimmt die fmi eine Vorreiterrolle in Bezug auf eine sehr frühe Begleitung ihrer Patienten im Bereich der Arbeitsplatzsicherung und Arbeitsintegration. Was war der Auslöser dafür?

Dafür gab es verschiedene Auslöser. Wenn Betroffene befragt werden, was ihnen im Bereich der psychischen Gesundheit am Wichtigsten ist, wird immer wieder entweder der Arbeitsplatzerhalt oder das erneute Finden einer beruflichen und wenn möglich auch sinnstiftenden Tätigkeit genannt. Gleichzeitig erlebten wir gerade an den Schnittstellen mit Arbeitgebern, aber vor allem auch den Taggeldversicherungen, der Invalidenversicherung und dem RAV grosse Probleme. Nicht selten finden sich Betroffene in der Situation, dass sämtliche Türen verschlossen erscheinen und sich alle an und für sich zuständigen Organisationen eben als nicht zuständig erklären. Und ohne gesicherte soziale Existenz ist keine Gesundung möglich.

Wo liegt der Nutzen für Ihre Patienten?
Die Stärke des Job Coach Placement ist ja einerseits die Vernetzung mit diversen Arbeitgebern in der Region, dann aber das psychiatriespezifische Know-how und die Sorgfalt im Umgang mit Betroffenen und Arbeitgebern. Betroffene geben das Feedback, dass sie sich verstanden fühlen, aber vor allem unterstützt und es ihnen so gelungen ist, entweder den Arbeitsplatz zu erhalten oder auch einen neuen zu finden.

Und für die Spitäler fmi?
Unser Auftrag ist es ja, die psychische Gesundheit der Bevölkerung des Berner Oberlandes zu stärken. Arbeit ist wie bereits erwähnt ein wichtiger Eckpfeiler für psychische Gesundheit. Wir sind immer wieder erstaunt, wer mit Hilfe des Job Coach Placements beruflich reintegriert werden kann und was teilweise auch für kreative Ideen entstanden sind und auch umgesetzt wurden.

Logo Job Coach Placement
Logo Job Coach Placement

Das Job Coach Placement des Zentrums Psychiatrische Rehabilitation der UPD ist ein wissenschaftlich ausgewertetes Integrationsprogramm, dessen Ziel es ist, Menschen mit einer psychisch bedingten Leistungseinschränkung im Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Mitarbeitenden des Job Coach Placement unterstützen psychisch kranke Menschen und helfen ihnen, beruflich wieder Fuss zu fassen. An den Arbeitsplätzen werden die Teilnehmenden und ihre Vorgesetzten durch einen persönlich zugeteilten Job Coach begleitet.