Das Jahr 2019

Dr. rer. pol. Heinz Hänni, Verwaltungsratspräsident

Dr. rer. pol. Heinz Hänni, Verwaltungsratspräsident der UPD
Dr. rer. pol. Heinz Hänni, Verwaltungsratspräsident der UPD

 


«Ich bin überzeugt, dass einige der durch die Corona-Krise forcierten oder gar evozierten Veränderungen sich etablieren werden.»

Unsere Gesellschaft erlebt momentan etwas bisher – oder wenigstens schon seit fast ewigen Zeiten – Unbekanntes. Wir leben mit einer weltweiten gesundheitlichen Bedrohung, die nicht sicht-, riech- oder fühl- und damit nur schlecht begreifbar ist. Das Coronavirus - bzw. technisch-neutraler COVID-19 - hat unsere Gewissheiten, Angewohnheiten und vor allem unsere Sicherheiten in kürzester Zeit über den Haufen geworfen. Die aktuellen Auswirkungen gesundheitlicher, aber auch gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Art, sind einschneidend. 

Ich bin sicher, dass wissenschaftliche Arbeit schon bald zu einem Impfstoff führen wird, der das Coronavirus zu einer beherrschbaren Gefahr für die Gesundheit der Menschheit macht. Ich teile aber auch die von vielen Fachleuten geäusserten Sorgen, dass die Auswirkungen von Corona uns vermutlich noch auf Jahre und auf verschiedenen Ebenen belasten werden. Wird sich die Wirtschaft wieder erholen? Wie bald? Werden wir je wieder wie früher so sorglos Massenveranstaltungen wie Fussballweltmeisterschaften, Olympische Spiele, Schwing- und Volksfeste feiern können? Werden wir physisch wieder so mobil werden wir vor Corona und geschäftlich oder ferienhalber reisen können, wie es uns beliebt? Werden wir wieder ohne ein bestimmtes Misstrauen in einen vollen Bus oder am Samstag in die stark frequentierte Migros einkaufen gehen? Schütteln wir uns je wieder die Hände oder nehmen künftig reflexartig zwei Meter Abstand voneinander? Welche kurz-, mittel und langfristigen Auswirkungen wird das Virus auf unsere eigene psychische Gesundheit haben?

Ich bin zudem überzeugt, dass einige der durch die Corona-Krise forcierten oder gar evozierten Veränderungen sich etablieren werden: Zum Beispiel digitale Lösungen wie Tele-Medizin, Tele-Schooling, E-Mental Health, Home Office oder Videoconferencing. Es ist zu hoffen, dass auch Elemente, wie die erhöhte Achtsamkeit auf sich selber und andere, die Solidarität zwischen Menschen und Altersgruppen, das gestiegene Bewusstsein der Wichtigkeit der Vorsorge und das oft hilfreiche Primat der Wissenschaft vor politischem Populismus in unserer Gesellschaft eine nachhaltig gestärkte Ausprägung erfahren.

Ja, die Corona-Krise wird auch auf die UPD einen längerfristigen Einfluss haben. 2020 wird rückblickend ganz sicher als ein ausserordentliches Jahr sowohl in Bezug auf die Versorgung der Patienten und betreuten Personen unter erschwerten Bedingungen, dem enormen Engagement unserer Mitarbeitenden, aber auch den negativen wirtschaftlichen Folgen für die UPD in die Annalen eingehen.

Wie die Medien von Beginn weg berichteten, war das Coronavirus nicht nur für die physische Gesundheit eine Gefahr, sondern auch – und eigentlich noch gravierender – für die psychische.
Der Verwaltungsrat hofft, dass dadurch die Bedeutung der Psychiatrie als wichtiger Teil des Gesundheitswesens in der Gesellschaft, aber vor allem auch in der Politik gewinnt. Das psychiatrische Universitätsspital UPD zeichnet sich seit vielen Jahrzehnten durch seine universitäre und nicht-universitäre wissenschaftliche Forschung und Versorgung aus. Dies und die in der Corona-Krise eindrücklich gezeigte Dynamik und Flexibilität bei der Anpassung der Angebote erfüllen den Verwaltungsrat mit Zuversicht.

Der Verwaltungsrat der UPD amtiert seit der Verselbstständigung per 1. Januar 2017 in gleicher Konstellation. In diesen drei Jahren begleiteten wir die Geschäftsleitung eng und beobachteten mit Interesse und Genugtuung, wie sich die Kliniken und Direktionen weiterentwickelten, neue innovative Angebote realisierten, organisatorische und personelle Anpassungen vornahmen und die Prozesse optimierten. Die Mitarbeitenden aller Kliniken und Direktionen leisteten in dieser Zeit ausgezeichnete Arbeit und trugen wesentlich dazu bei, dass die UPD weitgehend erreicht hat, was 2016 in der Vision hinsichtlich der Verselbstständigung definiert wurde: «Für Menschen mit einer psychischen Erkrankung bietet die UPD hervorragende, moderne und wissenschaftlich abgestützte Methoden und Konzepte zur Behandlung und zur Rehabilitation an».

Als Universitätsspital ist die UPD zudem verpflichtet, einen wichtigen Beitrag zur Aus-, Weiter- und Fortbildung sowie zu Lehre und Forschung zu leisten. Auch hier wird spurgetreu die Leitidee der Vision eingehalten: «Die UPD ist als universitärer Gesundheitsversorger in ausgewiesenen Schwerpunkten international führend und setzt auf Bildung, Innovation und Forschung.»

Was die Bereiche Versorgung, Qualität, Mitarbeitende, Infrastruktur und Prozesse angeht, ist die UPD gut aufgestellt. Auch finanziell steht das Unternehmen auf gesunden Beinen. Doch wie bereits in meinem Vorwort für den Geschäftsbericht 2018 erwähnt, bereitet dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die zukünftige Entwicklung der Finanzierung der Leistungen für die Versorgung der Patienten und betreuten Personen Grund zur grosser Sorge. Im stationären Bereich (TARPSY) zeigt der Trend steil nach unten, bei den ambulanten Angeboten kann die UPD ihre Leistungen mit dem TARMED-Taxpunktwert von CHF 0.86 nicht kostendeckend erbringen - genau so wenig wie alle anderen Leistungserbringer in der Schweiz.

Die Rahmenbedingungen für die Spitäler stellen diese vor zunehmend grosse Herausforderungen. Die Corona-Krise verschärft das Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag dramatisch. Noch mehr ist die Psychiatrie auf verantwortungsvolles Agieren der nationalen und kantonalen Politik angewiesen.

Im Namen des Verwaltungsrates danke ich dem Vorsitzenden und der Geschäftsleitung sowie allen Mitarbeitenden der UPD für ihren vorbildlichen Einsatz im Geschäftsjahr 2019.

Heinz Hänni
Verwaltungsratspräsident der UPD AG

Verwaltungsrat der UPD
Verwaltungsrat der UPD

v.l.n.r.: Dr. Kaspar Aebi, Dr. Sibylle Schürch, Dr. Heinz Hänni, Dr. Monika Reber Feissli, Prof. Dr. Christian Leumann, Jino Omar, Prof. Dr. Matthias Gugger

Dr. rer. pol. Heinz Hänni (VR-Präsident)
VR-Präsident Domicil Holding
Präsident Spitalversorgungskommission

Dr. med. Kaspar Aebi
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Allgemeinmedizin
Vorstand Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP)

Dr. med. Monika Reber Feissli
Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin, Hausärztin Präsidentin Verband Berner Haus- und Kinderärztinnen

Prof. Dr. med. Matthias Gugger
Direktor Lehre & Forschung Inselgruppe
und Mitglied der Konzernleitung

Prof. Dr. phil. Nat. Christian Leumann
Rektor Universität Bern

Jino Omar
CEO MediQuai Swiss AG

Dr. iur. Sibylle Schürch
Mitglied des Universitätsrates Universität Basel